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Sie sprechen
davon, dass die FEI die Regelung lockert – das ist ein Aspekt
der vorgeschlagenen Regeländerung. Auf der anderen Seite gibt
es weitere Regeln, die unter diesem Paragraphen gefasst sind:
So werden Reiter künftig direkt verwarnt. Diese Verwarnung ist
öffentlich einsehbar. Das gab es so bislang nicht, auch die vierwöchige
Sperre bei zwei Verwarnungen wird neu in das Reglement aufgenommen.
Außerdem gibt es nun eine fit-to-compete-Regel: Wenn Blut am Pferd
festgestellt wird, dürfen Pferde nur weiterhin starten, wenn sie
eine tierärztliche Untersuchung bestandnen haben. Was viele auch
nicht wissen, ist, dass übermäßiger Gebrauch von Sporen weiterhin
direkt zur Disqualifikation führt.
Die FEI argumentierte im Vorfeld, dass es auch harmlose Ursachen
geben kann – etwa, wenn das Pferd einen leichten Kratzer im Einwirkungsbereich
des Schenkels hat.
Es gibt solche Fälle. Aber die Regel zu lockern, halte ich
nicht für richtig. Wir brauchen in dieser Frage keine Grauzonen.
Jede sichtbare Verletzung ist ein Signal, das wir ernst nehmen
müssen – und kein Anlass, die Messlatte niedriger zu legen. Wenn
wir anfangen, Blut zu relativieren, verlieren wir die Achtung
vor dem Lebewesen Pferd und das Vertrauen der Gesellschaft.
Also eine klare Nulltoleranz-Haltung?
Ja, unbedingt. Wir müssen uns bewusst sein: Wir stehen unter
Beobachtung. Menschen, die den Pferdesport nicht kennen, sehen
Bilder von Pferden mit Blut – und das löst Empörung aus. Und das
zu Recht. Wir wollen Pferdesport mit gesunden, glücklichen Pferden
zeigen – nicht mit Pferden, die offensichtlich verletzt sind.
Kritiker befürchten, dass die Regel zu streng ist und Reiter für
minimale Verletzungen bestraft.
Ich verstehe diesen Einwand, aber das Ziel ist ja nicht, jemanden
zu bestrafen – sondern dafür zu sorgen, dass so etwas gar nicht
passiert. Wer verantwortungsvoll mit seinem Pferd umgeht, wird
in der Regel kein Problem haben. Eine klare Regel schafft Bewusstsein
und Achtsamkeit.
Viele Nationen sehen
das ähnlich wie Deutschland. Ist das ein Signal an die FEI?
Ja, absolut. Wir sind nicht allein mit dieser Haltung. 20
Nationen haben gegen die Regeländerung gestimmt. Wir werden weiterhin
an dem Thema bleiben.
Was erwarten Sie
konkret von der FEI?
Die Regeländerung ist nun beschlossen. Sie tritt zum 1. Januar
2026 in Kraft. Nun werden wir im kommenden Jahr sehen, wie viele
Verwarnungen ausgeprochen werden. So oder so bleiben wir dabei:
Das Wohl des Pferdes steht über allem. Wir handeln aus Liebe zum
Pferd und im Dienste der Menschen.
Wie steht die FN
zu möglichen nationalen Lösungen?
Unser Anspruch ist, im Pferdesport Vorbild zu sein. Das bedeutet:
höchste Standards im Umgang mit unseren Pferden. Pferde mit frischem
Blut im Einwirkungsbereich oder einer Verletzung werden hierzulande
disqualifiziert und so soll es auch bleiben.
Was würden Sie denjenigen sagen, die meinen, der Pferdesport müsse
pragmatischer werden?
Pragmatismus hört dort auf, wo es um Tierwohl geht. Wir müssen
zeigen, dass sportlicher Erfolg und pferdegerechtes Handeln zusammenpassen.
Das ist unsere Verantwortung – gegenüber den Pferden, aber auch
gegenüber der Gesellschaft.
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,
z.B. Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den
Bereich Reining.
Zum
wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.
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