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(R. Schneider) — Im Sport Gang und Gebe, in der Reiterbranche noch in den Kinderschuhen: Physiotherapie. Ob Dressur, Western, Freizeit oder Springen - um langfristig im Sattel erfolgreich zu sein, bedarf es eines gesunden Körpers. Reiter-Physiotherapeutin Frauke Behrens nahm Springreiter Gitta und Lars Nieberg sowie Dressurreiter Klaus Balkenhol unter die physiotherapeutische Lupe.

Ein Gummiband rechts, eines links - Springreiterin Gitta Nieberg aus Homberg im nicht alltäglichen Outfit: Auf dem Pferderücken sitzend rückt sie sich das farbige Band zurecht, das ihren Sitz korrigieren soll: "Wenn Lars gerade nicht mit in der Reitbahn ist und mich daran erinnert, die Absätze tief zu nehmen, fällt mir dies sehr schwer". Physiotherapeutin Frauke Behrens behebt solche Probleme mit Hilfe von Gummibändern: Von der rechten Schulter führt ein Band bis unter den linken Stiefelabsatz. Das zweite bis unter den rechten. "Durch den enstehenden Druck muss ich meine Ferse nun stark nach unten drücken", stellt die Spingreiterin fest. "Wird das Band dann abgenommen, habe ich ein ganz neues Gefühl für meine Beinposition. Der imaginäre Druck lässt mich meinen Absatz genau da halten, wo er hingehört."

 


Ihr Mann Lars erhält seine päventive physiotherapeutische Betreuung nicht im Sattel, sondern auf der Pritsche. Da heißt es Recken und Strecken für den Profi-Reiter. "Die häufigsten Probleme der Springreiter liegen im Lendenwirbelbereich und in der Oberschenkel-Muskulatur", erklärt die Physiotherapeutin. "Die Innenmuskulatur der Oberschenkel, die Adduktoren, haben die äußere Außenmuskulatur, die Abduktoren, als Gegenspieler. Das Verhältnis dieser beiden Muskelbereiche muss ausgewogen sein, um langfristig belastbar zu sein. Ist es das nicht, wie bei Lars Nieberg, entsteht eine Muskeldisbalance: Der stärker genutzte Muskel wird zu einseitig belastet", erläutert Behrens. Die Lösung des Problems: Dehnen und Lockern der Muskeln sowie gezielte Übungen, um sie zu stärken. Das Prinzip, die Gegenspieler ausgewogen zu beanspruchen, zieht sich durch den ganzen Körper. Hat ein Springreiter, dessen Rücken aufrecht sein soll, Probleme in der Lendenwirbelsäule, so liegt die Ursache nicht zwangsläufig in diesem Bereich. Hier spielt die Beschaffenheit der gegenüberliegenden Bauchmuskeln und der schon erwähnten Adduktoren eine wichtige Rolle. "Dass sich Frauke Behrens nicht nur an den Problemzonen orientiert, sondern eine ganzheiltliche präventive Behandlung bietet, gefällt mir sehr gut", resümiert Lars Nieberg seine physiotherapeutische Erfahrung.

Die Muskulatur rund um Fußgelenke, die als Stoßdämpfer dienen, Schultern, Hüfte und Becken müssen locker sein. Der Schwung des Pferdes geht durch das Becken in die Wirbelsäule, hoch durch die Halswirbel und den Kopf. So kann der Reiter harmonisch mit der Bewegung des Pferdes mitgehen. "Hat ein Mensch eine Blockade, zum Beispiel im Kreuz-Darmbeingelenk, so wird die Muskulatur einspringen, um die Belastung zu kompensieren. Sie wird unregelmäßig oder zu stark beansprucht, und daraus resultieren dann Muskelverspannungen und -überreizungen". Liegt die Blockade im Brustwirbelsäulenbereich, so kann dies auch Ursache für eine unruhige Kopfhaltung sein.
Das Beheben bestehender Verspannungen ist jedoch nicht mit einem Gang in die Praxis getan: Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper und regelmäßige Übungen sollten, wie bei einem Kurzstreckenläufern auch, die Regel sein.

"Gute Dressurreiter merken oft selbst, wo es bei ihnen hakt und zwickt, meist auch im Kreuz-Darmbein-Gelenk. Hilfreich ist für Dressurreiter das Schulen der Koordination", fügt Behrens dazu. Ex-Bundestrainer Klaus Balkenhol stimmt ihr zu: "Über die Arbeit an der Muskulatur des Reiters wirken wir positiv auf das Wohlergehen unserer Pferde ein. Denn nur ein spannungs- und schmerzfreier Reiter kann optimal sitzen und auf das Tier einwirken. Somit ist die physiotherapeutische Arbeit von Frauke Behrens von großer Bedeutung".
"Doch ganz gleich in welcher Reitweise man sich zu Hause fühlt, ob man Amateur oder Profireiter ist - ein gesunder, starker und vor allem schmerzfreier Körper sollte das Ziel sein. Das ist mein Ziel bei der präventiven physiotherapeutischen Betreuung von Reitern", fasst die Sprakensehlerin ihre Arbeit zusammen.

Inwieweit sich der Wunsch der Norddeutschen, Physiotherapie in der Reiterwelt genauso zu etablieren, wie in der restlichen Sportwelt, erfüllt wird, steht allerdings noch in den Sternen.

Frauke Behrens
Auf internationalen Turnieren betreute Frauke Behrens, die für ein Sportinstitut arbeitete, die Reiter und erkannte dabei deren Bedarf an Physiotherapie. Ob Klassisch, Dressur, Western oder Freizeit - die Einwirkung der Reiter in den unterschiedlichen Reitweisen unterscheidet sich zwar, doch muss der Sitz in allen Disziplinen über dem Schwerpunkt des Pferdes einwirken. Nur ein Reitersitz, der losgelassen ist und dabei nicht zu viel oder zu wenig Spannung aufbaut, führt zu reiterlichem Erfolg. Zusammen mit Susanne Fritz erarbeitete die Physiotherapeutin, die seit zwei Jahren eine eigene Praxis in Sprakensehl hat, ein Konzept, durch das sie Reitern in Ihren Kursen zum besseren Sitz verhilft.

Internet: www.reiterphysiotherapie.de




 

 

 

Quelle Rika Schneider

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