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Zäumungen
Strickhalfter - Beliebt bei Trainern, die sich viel mit Bodenarbeit
beschäftigen, hat dieses Halfter durch sein sechs Millimeter
starkes Segelseil eine stärkere Einwirkung auf Nasenbein
und Genick als herkömmliche Nylon- oder Lederhalfter. Strickhalfter
werden auch zum Anreiten mit einseitigem Zügelstrick verwendet.
Mit einem Mecate als Zügel werden gut ausgebildete Pferde
auch häufig so damit geritten.
Sidepull - Zum Anreiten verwenden Ausbilder diese gebisslose Zäumung,
die aus einem Nasenband aus Ropematerial und einer Lederzäumung
besteht. Die in Ringen angebrachten Zügel wirken hauptsächlich
seitlich auf den Nasenrücken, eine deutlich richtungsweisende
Zügelführung ist angebracht. Sidepulls gibt es auch
mit integrierter Wassertrense.
Bosal-Hackamore - Sie ist die gebisslose Ausbildungszäumung
der traditionellen kalifornischen Reitweise und wird häufig
zur Ausbildung von Jungpferden verwendet. Bei Erstbenutzung ist
eine Anleitung durch einen Ausbilder sinnvoll, da die Einwirkung
einer Hackamore sich von der einer Wassertrense unterscheidet.
Der Zügelzug auf der linken Seite bewirkt einen Druck auf
der rechten Kinnseite des Pferdes, dem es ausweicht. Beim Zug
an beiden Zügeln wirkt sie auf die Nase, die Schenkel am
Kinn werden dabei zusammengedrückt. Eine gute Bosal-Hackamore
hat eine Rohlederseele, die mit mindestens vier Streifen Rawhide
umflochten ist. Je mehr Streifen, desto aufwendiger und gleichmäßiger
erscheint ihre Oberfläche. Als Zügel werden Mecates
aus Pferdehaar verwendet, wobei Mähnenhaar das weichste ist.
Snaffel Bit - Die Wassertrense ist das wohl meist genutzte Gebiss
des Westernreiters. Diese Trense mit gebrochenem Mundstück
ohne Anzüge wirkt auf die Maulwinkel und Laden des Pferdes,
und ist zweihändig zu reiten. Die Form der Ringe gibt die
jeweilige Bezeichnung an (D-Ring, O-Ring, Eggbut). Auch bei einem
Snaffel Bit kann ein Mecate als Zügel verwendet werden, sogenannte
Slobber Strabs bilden dann das lederne Zwischenstück.
Snaffle Bit mit Shanks - Wassertrensen mit Anzügen haben
- ähnlich der Kandare - eine Hebelwirkung. Bei zweihändiger
Zügelführung wirken sie zusätzlich auf Maulwinkel
und Laden. Im Turniersport muss damit einhändig geritten
werden.
Westernkandare - Das so genannte Bit ist ein ungebrochenes Stangengebiss
mit Anzügen. Da es durch die Hebelwirkung eine starke Einwirkung
hat, ist eine behutsame Reiterhand notwendig. Die Kandare wird
einhändig geritten und traditionell nur bei sehr gut ausgebildeten
Pferden verwendet. (FOTO: Stange_HiM_Lenz.jpg)
Passt
der Sattel?
Ganz gleich ob Sie einen Faible für Oldtimer, Reiner oder
Westersättel ohne Horn haben - wichtig ist, dass der Sattel
passt! Und wie Sie das testen können, erläutert Margit
Zippold von der Sattelschule in Ansbach:
Die Versammlung simulieren
Da sich jeder Pferderücken dem Sattel anpasst, muss dieser
auf den Wunschzustand des jeweiligen Pferderückens angepasst
werden.
Wer sein Pferd versammelt reitet muss den Sattel auf eben diesen
Rückenzustand anpassen. Bei der Versammlung wölben sich
die großen Rückenmuskeln, die Rückenlinie hebt
sich, die kleinen Trapezmuskeln rechts und links vom Widerrist
verdicken sich. Die am stehenden Pferd angepasste Kammerweite
würde damit automatisch zu eng - der Sattel zwickt in die
höchst druckempfindlichen kleinen Trapezmuskeln schräg
hinter dem Widerrist. Ein Satteltest am bloßen stehenden
Pferd ist also nicht sinnvoll.
Das Ergebnis von engen Sätteln ist bei vielen Pferden sichtbar:
Die kleinen Trapezmuskeln bilden sich aufgrund des ständigen
Drucks zurück - deutlich zu erkennen, an den Dellen links
und rechts knapp hinter der Schulter.
So können Sie am stehenden Pferd eine Versammlung simulieren:
Heben Sie ein Vorderbein hoch (wie beim Schmied) und kraulen Sie
Ihr Pferd ein Stück hinter der Gurtlage unterm Bauch. Dies
ist eine gute gymnastizierende Übung, das Pferd wird seinen
Rücken anheben. Ein Sattel, der jetzt breit und flach genug
sitzt, passt auch beim Reiten.
Ist-Aufnahme der Sattellage
o Beobachten Sie den Rücken Ihres Pferdes an der Longe. Er
sollte kräftig und muskulös sein, sich in der Bewegung
aufwölben, so dass die Oberlinie gerade erscheint. Jedes
gut gerittene Pferd weist so eine Oberlinie auf.
o Tasten Sie nach jedem Reiten den Pferderücken mit der Hand
auf harte und warme Zonen ab. Ist der Rücken berührungsempfindlich?
Hat er trockene Stellen oder Druckstellen, die durch scharf gezeichnete
Ränder deutlich werden?
o Hat Ihr Pferd Dellen oder Löcher hinter der Schulter unterhalb
des Widerristes? Bei ungerittenen Pferden geht die Schulter sanft
in den Rücken über. Markant vorstehende Schultern und
ein knochiger Widerrist entstehen durch nicht passende Sättel
unter deren Druck die Muskeln degenerieren.
Bei Pferden mit degenerierten, kleinen Trapezmuskeln ist keine
Rückenaufwölbung mehr möglich. Das Ergebnis: Vor
Schmerzen drückt es oft den Rücken weg, während
der Reiter versucht, den "widerspenstigen Bock" mit
Kraft in den Griff zu bekommen. Unverdorbene Pferde, die mit passendem
Sattel geritten werden, laufen von selbst in natürlicher
Haltung und geben ihren Rücken - besonders beim Biegen -
mühelos her.
Bewegungszone der Schulter - Die Bewegungszone der Schulter muss
frei bleiben - ganz gleich was für einen Satteltyp Sie haben.
Auf die Schulter gehört kein Reitergewicht. Beim Westernsattel
sollte hier nur der Lederrand des Sattels liegen, der starre Baum
gehört auf den Rücken. Stellen Sie fest, wie weit die
Pferdeschulter nach hinten in Richtung des Rückens arbeitet:
Lassen Sie Ihr Pferd im Schritt auf und ab führen und beobachten
Sie das Schulterblatt! Hätten Sie gedacht, dass da soviel
Bewegung drin ist? Markieren Sie die Stelle bis wohin sich der
Schulterblattknorpel nach hinten bewegt. Legen Sie Ihren Sattel
auf. Liegt er zu weit vorne, hat Ihr Pferd ein Problem. Pferde
mit langer, schräger Schulter sind davon besonders betroffen.
Weite des Sattels - Um die Rückwärtsbewegung der Schulter
nicht zu behindern, muss der Sattel genauso weit sein wie die
Schulter und die gleiche Schrägung aufweisen. Da sich die
Rückenmuskeln bei Anspannung dehnen, muss unter dem Sattel
der nötige Platz dafür vorhanden sein. Der Baum muss
flach genug sein.
Rückenwölbung - Wer sein Pferd mit schwingendem, aufgewölbtem
Rücken reiten will, muss seinen Sattel auf eben diesen Zustand
anpassen. Passt man einen Sattel am stehenden Pferd an, kann diese
bei Bewegung mit rundem Rücken nicht mehr passen. Der unter
Bogenspannung gehaltene Rücken ist viel gerader, darum wippt
ein Sattel mit zuviel Biegung wie eine Schiffschaukel vor und
zurück. Das Reitergewicht liegt hier also punktuell auf einer
Stelle des Pferderückens, die man eigentlich durch Spannung
ausdehnen möchte und presst sie nach unten. Schwerpunkt des
Sattels - Der tiefste Punkt des Sattels sollte da sein, wo der
Reiter sitzt. Ist ein Sattel an der Schulter zu eng, hängt
er nach hinten. Der Reiter fällt in einen Stuhlsitz, die
Beine rutschen zu weit nach vorne. Besonders bei überbauten
Pferden oder bei Pferden mit den bereits angesprochenen Löchern
hinter der Schulter wird der Schwerpunkt des Sattels nach vorne
verschoben: Der Oberkörper des Reiters hängt dann leicht
nach vorne (Spaltsitz) und der Sattel fällt bei jeder Bewegung
von hinten oben nach vorne unten in die Schulter des Pferdes.
Überbaute Pferde sollten kurze Sättel haben, damit der
vom Sattel zu überbrückende Höhenunterschied so
gering wie möglich ausfällt.
Länge des Sattels - Führt man das gesattelte Pferd in
eine enge Wendung, kann man sehen, ob der Hüftknochen des
Pferdes den hinteren Sattelrand schiebt oder nicht. Ist er zu
lang führt er zu Druckstellen im Nierenbereich und der Schulter
sowie zu Scheuerstellen vor der Kruppe.
Sattelunterlagen - Pads
Keine Sattelunterlage der Welt kann einen schlecht angepassten
Sattel passend machen. Aber sie kann Unebenheiten des Pferderückens
ausgleichen. Gute Sattelunterlagen, Zippold bevorzugt ein Material
aus altbewährtem, schlagabsorbierendem Filz und modernem
Viskoseschaum oder Latex, sind also genauso wichtig wie passende
Sättel. Sie schützen den Pferderücken vor Druck-,
Stoß- und Zugeinwirkung und geben den Schulterblättern
Bewegungsfreiheit. Pads, deren Stärke man durch Einlagen
variieren kann, bieten die Möglichkeit, körperliche
Besonderheiten von Pferden auszugleichen. Firmen wie Grandeur
oder Medi-Cheval bieten solche Pads, die mit einem Klettverschluss
zu öffnen sind, an.
o Überbaute Pferde, auch die im Wachstum, benötigen
einen Höhenausgleich zur Schulter hin, denn nur dann können
sie die Schultern schmerzfrei bewegen. Das Pad kann hier mit einem
entsprechenden Keil aus Spezialkunststoff versehen werden. Dieser
Keil liegt genau vor der Schulter und hebt den Sattel mit seiner
Vorwärtsbewegung über die Schulter.
o Pferde mit Dellen und Kuhlen hinter den Schultern, die durch
Muskeln entstehen, die dem Druck des Reitergewichts nicht standhalten
und sich deshalb mehr und mehr zurückbilden, kann nicht durch
einen irgendwie gepolsterten Sattel geholfen werden. Hier schafft
eine Satteldecke mit Einlagemöglichkeit für Abhilfe:
Diese Polster halten den Sattel im richtigen Schwerpunkt über
den abgerittenen Muskeln und sorgen dafür, dass der Sattel
nicht hinter der Schulter ins Loch fällt und deren Bewegung
blockiert. (rish)
o
Infos: Sattelschule, www.rangauhof.de, Margit Zippold, 91522 Ansbach-Wallersdorf,
Tel. 0981 / 77 509
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