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(R. Schneider) — Western orientierte Freizeitreiter sieht man in den unterschiedlichsten Outfits: Während der eine sein Pferd gebisslos ausbildet, schwört der andere auf seine Wassertrense. Doch ganz gleich womit Sie reiten - Passform, Funktionalität und ein fachgerechter Umgang mit der Ausrüstung sollten berücksichtigt werden. Finden Sie heraus, ob Ihr Sattel noch passt und was Sie bei der Wahl eines neuen beachten sollten.

Schokofarben soll der Sattel sein, passend zum neuen Kopfstück. Sitzen soll er natürlich auch. Ungefähr in dieser Reihenfolge werden Sättel häufig ausgesucht, wobei die richtige Passform und damit das Wohl des Pferdes oft zu kurz kommt. Wehriges Verhalten unterm Sattel, das auf Rückenschmerzen zurückzuführen ist, kann durch korrekt angepasstes Equipment verhindert werden. "Über 70 Prozent meiner Kundenpferde haben nicht die passende Ausrüstung" erläutert Freizeit- und Westernausbilder Bernd Hackl. "Schlecht sitzende Sättel sind dabei der größte Übeltäter, gefolgt von falsch verschnallten und zu hart angewandten Zäumungen", betont Hackl. Auch gut sitzendes Equipment kann dem Pferd durch unsachgemäße Anwendung Schmerzen bereiten: "Eine Kandare gehört in Profihände, denn zu ihrer Benutzung ist Reitergeschick und ein unabhängiger Sitz von Nöten. Bevor es also an ein schärferes Gebiss geht, sollte das Pferd erst einmal in der jetzigen Zäumung weich und geschmeidig laufen. Tut es das nicht, ist ein schärferes Gebiss fehl am Platz. In so einem Fall sollte ein Ausbilder zu Rate gezogen werden", empfiehlt der Trainer. Ausrüstung, die schon jahrelang benutzt wird, muss immer wieder auf ihre Passform hin untersucht werden. Dies trifft vor allem auf Sättel zu, da Pferde im Laufe der Jahre ihre Muskulatur verändern können.

 

Zäumungen
Strickhalfter - Beliebt bei Trainern, die sich viel mit Bodenarbeit beschäftigen, hat dieses Halfter durch sein sechs Millimeter starkes Segelseil eine stärkere Einwirkung auf Nasenbein und Genick als herkömmliche Nylon- oder Lederhalfter. Strickhalfter werden auch zum Anreiten mit einseitigem Zügelstrick verwendet. Mit einem Mecate als Zügel werden gut ausgebildete Pferde auch häufig so damit geritten.
Sidepull - Zum Anreiten verwenden Ausbilder diese gebisslose Zäumung, die aus einem Nasenband aus Ropematerial und einer Lederzäumung besteht. Die in Ringen angebrachten Zügel wirken hauptsächlich seitlich auf den Nasenrücken, eine deutlich richtungsweisende Zügelführung ist angebracht. Sidepulls gibt es auch mit integrierter Wassertrense.

Bosal-Hackamore - Sie ist die gebisslose Ausbildungszäumung der traditionellen kalifornischen Reitweise und wird häufig zur Ausbildung von Jungpferden verwendet. Bei Erstbenutzung ist eine Anleitung durch einen Ausbilder sinnvoll, da die Einwirkung einer Hackamore sich von der einer Wassertrense unterscheidet. Der Zügelzug auf der linken Seite bewirkt einen Druck auf der rechten Kinnseite des Pferdes, dem es ausweicht. Beim Zug an beiden Zügeln wirkt sie auf die Nase, die Schenkel am Kinn werden dabei zusammengedrückt. Eine gute Bosal-Hackamore hat eine Rohlederseele, die mit mindestens vier Streifen Rawhide umflochten ist. Je mehr Streifen, desto aufwendiger und gleichmäßiger erscheint ihre Oberfläche. Als Zügel werden Mecates aus Pferdehaar verwendet, wobei Mähnenhaar das weichste ist.

Snaffel Bit - Die Wassertrense ist das wohl meist genutzte Gebiss des Westernreiters. Diese Trense mit gebrochenem Mundstück ohne Anzüge wirkt auf die Maulwinkel und Laden des Pferdes, und ist zweihändig zu reiten. Die Form der Ringe gibt die jeweilige Bezeichnung an (D-Ring, O-Ring, Eggbut). Auch bei einem Snaffel Bit kann ein Mecate als Zügel verwendet werden, sogenannte Slobber Strabs bilden dann das lederne Zwischenstück.

Snaffle Bit mit Shanks - Wassertrensen mit Anzügen haben - ähnlich der Kandare - eine Hebelwirkung. Bei zweihändiger Zügelführung wirken sie zusätzlich auf Maulwinkel und Laden. Im Turniersport muss damit einhändig geritten werden.

Westernkandare - Das so genannte Bit ist ein ungebrochenes Stangengebiss mit Anzügen. Da es durch die Hebelwirkung eine starke Einwirkung hat, ist eine behutsame Reiterhand notwendig. Die Kandare wird einhändig geritten und traditionell nur bei sehr gut ausgebildeten Pferden verwendet. (FOTO: Stange_HiM_Lenz.jpg)

Passt der Sattel?
Ganz gleich ob Sie einen Faible für Oldtimer, Reiner oder Westersättel ohne Horn haben - wichtig ist, dass der Sattel passt! Und wie Sie das testen können, erläutert Margit Zippold von der Sattelschule in Ansbach:
Die Versammlung simulieren
Da sich jeder Pferderücken dem Sattel anpasst, muss dieser auf den Wunschzustand des jeweiligen Pferderückens angepasst werden.
Wer sein Pferd versammelt reitet muss den Sattel auf eben diesen Rückenzustand anpassen. Bei der Versammlung wölben sich die großen Rückenmuskeln, die Rückenlinie hebt sich, die kleinen Trapezmuskeln rechts und links vom Widerrist verdicken sich. Die am stehenden Pferd angepasste Kammerweite würde damit automatisch zu eng - der Sattel zwickt in die höchst druckempfindlichen kleinen Trapezmuskeln schräg hinter dem Widerrist. Ein Satteltest am bloßen stehenden Pferd ist also nicht sinnvoll.
Das Ergebnis von engen Sätteln ist bei vielen Pferden sichtbar: Die kleinen Trapezmuskeln bilden sich aufgrund des ständigen Drucks zurück - deutlich zu erkennen, an den Dellen links und rechts knapp hinter der Schulter.
So können Sie am stehenden Pferd eine Versammlung simulieren: Heben Sie ein Vorderbein hoch (wie beim Schmied) und kraulen Sie Ihr Pferd ein Stück hinter der Gurtlage unterm Bauch. Dies ist eine gute gymnastizierende Übung, das Pferd wird seinen Rücken anheben. Ein Sattel, der jetzt breit und flach genug sitzt, passt auch beim Reiten.
Ist-Aufnahme der Sattellage
o Beobachten Sie den Rücken Ihres Pferdes an der Longe. Er sollte kräftig und muskulös sein, sich in der Bewegung aufwölben, so dass die Oberlinie gerade erscheint. Jedes gut gerittene Pferd weist so eine Oberlinie auf.
o Tasten Sie nach jedem Reiten den Pferderücken mit der Hand auf harte und warme Zonen ab. Ist der Rücken berührungsempfindlich? Hat er trockene Stellen oder Druckstellen, die durch scharf gezeichnete Ränder deutlich werden?
o Hat Ihr Pferd Dellen oder Löcher hinter der Schulter unterhalb des Widerristes? Bei ungerittenen Pferden geht die Schulter sanft in den Rücken über. Markant vorstehende Schultern und ein knochiger Widerrist entstehen durch nicht passende Sättel unter deren Druck die Muskeln degenerieren.
Bei Pferden mit degenerierten, kleinen Trapezmuskeln ist keine Rückenaufwölbung mehr möglich. Das Ergebnis: Vor Schmerzen drückt es oft den Rücken weg, während der Reiter versucht, den "widerspenstigen Bock" mit Kraft in den Griff zu bekommen. Unverdorbene Pferde, die mit passendem Sattel geritten werden, laufen von selbst in natürlicher Haltung und geben ihren Rücken - besonders beim Biegen - mühelos her.
Bewegungszone der Schulter - Die Bewegungszone der Schulter muss frei bleiben - ganz gleich was für einen Satteltyp Sie haben. Auf die Schulter gehört kein Reitergewicht. Beim Westernsattel sollte hier nur der Lederrand des Sattels liegen, der starre Baum gehört auf den Rücken. Stellen Sie fest, wie weit die Pferdeschulter nach hinten in Richtung des Rückens arbeitet: Lassen Sie Ihr Pferd im Schritt auf und ab führen und beobachten Sie das Schulterblatt! Hätten Sie gedacht, dass da soviel Bewegung drin ist? Markieren Sie die Stelle bis wohin sich der Schulterblattknorpel nach hinten bewegt. Legen Sie Ihren Sattel auf. Liegt er zu weit vorne, hat Ihr Pferd ein Problem. Pferde mit langer, schräger Schulter sind davon besonders betroffen.
Weite des Sattels - Um die Rückwärtsbewegung der Schulter nicht zu behindern, muss der Sattel genauso weit sein wie die Schulter und die gleiche Schrägung aufweisen. Da sich die Rückenmuskeln bei Anspannung dehnen, muss unter dem Sattel der nötige Platz dafür vorhanden sein. Der Baum muss flach genug sein.
Rückenwölbung - Wer sein Pferd mit schwingendem, aufgewölbtem Rücken reiten will, muss seinen Sattel auf eben diesen Zustand anpassen. Passt man einen Sattel am stehenden Pferd an, kann diese bei Bewegung mit rundem Rücken nicht mehr passen. Der unter Bogenspannung gehaltene Rücken ist viel gerader, darum wippt ein Sattel mit zuviel Biegung wie eine Schiffschaukel vor und zurück. Das Reitergewicht liegt hier also punktuell auf einer Stelle des Pferderückens, die man eigentlich durch Spannung ausdehnen möchte und presst sie nach unten. Schwerpunkt des Sattels - Der tiefste Punkt des Sattels sollte da sein, wo der Reiter sitzt. Ist ein Sattel an der Schulter zu eng, hängt er nach hinten. Der Reiter fällt in einen Stuhlsitz, die Beine rutschen zu weit nach vorne. Besonders bei überbauten Pferden oder bei Pferden mit den bereits angesprochenen Löchern hinter der Schulter wird der Schwerpunkt des Sattels nach vorne verschoben: Der Oberkörper des Reiters hängt dann leicht nach vorne (Spaltsitz) und der Sattel fällt bei jeder Bewegung von hinten oben nach vorne unten in die Schulter des Pferdes. Überbaute Pferde sollten kurze Sättel haben, damit der vom Sattel zu überbrückende Höhenunterschied so gering wie möglich ausfällt.
Länge des Sattels - Führt man das gesattelte Pferd in eine enge Wendung, kann man sehen, ob der Hüftknochen des Pferdes den hinteren Sattelrand schiebt oder nicht. Ist er zu lang führt er zu Druckstellen im Nierenbereich und der Schulter sowie zu Scheuerstellen vor der Kruppe.

Sattelunterlagen - Pads
Keine Sattelunterlage der Welt kann einen schlecht angepassten Sattel passend machen. Aber sie kann Unebenheiten des Pferderückens ausgleichen. Gute Sattelunterlagen, Zippold bevorzugt ein Material aus altbewährtem, schlagabsorbierendem Filz und modernem Viskoseschaum oder Latex, sind also genauso wichtig wie passende Sättel. Sie schützen den Pferderücken vor Druck-, Stoß- und Zugeinwirkung und geben den Schulterblättern Bewegungsfreiheit. Pads, deren Stärke man durch Einlagen variieren kann, bieten die Möglichkeit, körperliche Besonderheiten von Pferden auszugleichen. Firmen wie Grandeur oder Medi-Cheval bieten solche Pads, die mit einem Klettverschluss zu öffnen sind, an.
o Überbaute Pferde, auch die im Wachstum, benötigen einen Höhenausgleich zur Schulter hin, denn nur dann können sie die Schultern schmerzfrei bewegen. Das Pad kann hier mit einem entsprechenden Keil aus Spezialkunststoff versehen werden. Dieser Keil liegt genau vor der Schulter und hebt den Sattel mit seiner Vorwärtsbewegung über die Schulter.
o Pferde mit Dellen und Kuhlen hinter den Schultern, die durch Muskeln entstehen, die dem Druck des Reitergewichts nicht standhalten und sich deshalb mehr und mehr zurückbilden, kann nicht durch einen irgendwie gepolsterten Sattel geholfen werden. Hier schafft eine Satteldecke mit Einlagemöglichkeit für Abhilfe: Diese Polster halten den Sattel im richtigen Schwerpunkt über den abgerittenen Muskeln und sorgen dafür, dass der Sattel nicht hinter der Schulter ins Loch fällt und deren Bewegung blockiert. (rish)

o Infos: Sattelschule, www.rangauhof.de, Margit Zippold, 91522 Ansbach-Wallersdorf, Tel. 0981 / 77 509




 

 

 

Quelle Rika Schneider

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