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Aktives Stoppen des Rindes
Jetzt ist es wichtig, dass wir die
verschiedenen Positionen an einem
Rind kennen. Die Frage ist: Wie und
wo stoppen wir die Kuh? Manch-
mal reicht es bei der Parallelarbeit, das Pferd so zu platzieren, dass man
„hinter den Ohren der Kuh“ reitet, um sie zu stoppen. Ist ein Rind bereits
an Pferde gewöhnt, kann es sein, dass
der Reiter mit seinem Pferd so weit
vorgehen muss, bis sein eigenes Knie
sich auf Höhe des Rinderhalses befin-
det, um das Tier abzustoppen. Pferd
und Reiter haben das Rind schon
fast überholt, bevor dieses die beiden
akzeptiert und sich „ausbremsen“ lässt. Das hängt eben wirklich davon ab, wie gut die Rinder sind und wie viel
Erfahrung diese mitbringen. Das Pferd
lernt, ein Rind abzustoppen und zu
drehen, sobald es dieses überholt hat. Hat ein Pferd viel Spieltrieb und viel Cowsense, dann macht es das natür-
lich gerne. Das Pferd hat gelernt, die
Kuh aktiv zu stoppen. Vom Prinzip
her ist das der Weg zum „cutten“. Und
es ist der Weg hin zu den schönen
Bewegungen, die wir alle sehen wollen: Wie sich ein Pferd auf der Hinterhand
dreht, leicht in der Schulter wird und
mit katzenhaften Bewegungen ein
Rind kontrolliert.
Völlige Kontrolle – das
Rind wird gezirkelt
Nachdem Reiter und/oder Pferd alle wichtigen Positionen in der Rinderarbeit herausgefunden haben, nachdem sie gelernt haben, wie man ein Rind abstoppt und es dreht, kann man dazu übergehen, ein solches Rind zu zirkeln. Das bedeutet, ein Rind auf einer Kreislinie zu bewegen und das Pferd geht auf einer weiteren Kreis linie außen herum. Dabei ist es wichtig, dass der Reiter das umsetzt, was er vorher schon über Positionierung gelernt hat. Wenn ich hinten „anschubse“, läuft mein Rind vorwärts, wenn ich zu weit nach vorne gehe, stoppt es ab bzw. dreht sich um. Ich muss also auf einer guten, mittleren Höhe von dem Rind bleiben. Zunächst wird das Rind parallel an der Bande getrieben. Nun wird es überholt und aus der Drehung heraus sofort in den Zirkel genommen. Das sieht folgendermaßen aus: Das Pferd stoppt gerade mit dem Rind, beide sind parallel, nun dreht das Rind um, der Reiter nutzt die Lücke und führt sein Pferd zwischen Bande und Rind, um dann dieses zu überholen und es sofort in den Zirkel „zu führen“. Die kurze Zeit, die das Pferd braucht, um nach vorne an den Kopf des Rindes zu kommen, reicht dem Rind, von der Bande wegzulaufen, sodass der Reiter es anschließend in einem schönen Zirkel in der Bahnmitte begleiten kann.
Das Prinzip heißt: Mit dem Pferdekopf vor an den Rinderkopf reiten, die Pferdenase überholt fast ein wenig, so dass Pferd und Rind nun Schulter an Schulter gehen. So ist es möglich, ein Rind zu zirkeln bzw. in einen kleinen Kreis zu treiben. Wichtig dabei ist:
Sollte das Rind stehen bleiben, dreht der Reiter lieber noch mal eine Runde um das Rind herum, anstatt an dieses heranzureiten bzw. es zu stoppen. So entsteht kein Stress für alle Beteiligten und man kann erneut versuchen, das Rind in die gewünschte Zirkelrichtung in Bewegung zu bringen. Aufhören sollte man auf jeden Fall, wenn ein Rind sich stellt, das heißt sich dreht und anfängt, das Pferd zu boxen. Mit einem erfahrenen Pferd kann ich in dieser Situation nochmals kurz Druck gegen das Rind aufbauen. Ich versuche dann, dieses Rind ein weiteres Mal zu zirkeln und höre nach dem gelungenem Zirkel auf. Mit jüngeren Pferden sollte man das auf keinen Fall machen, da würde ich das Rind sofort wechseln.
Schwierigkeiten beim Zirkeln des Rindes
Ausgelöst durch unsere Vorarbeit
(Wenden mit dem Rind!) kann es jetzt
passieren, dass es schwierig wird, im
Kreis zu reiten. Das Pferd denkt im
Prinzip ans Cutting, bzw. an das Ab-
stoppen und Umdrehen des Rindes. In dieser Situation wird klar, war-
um ein Pferd den Reiterhilfen ohne
Wenn und Aber Folge leisten muss. Ich nehme Tempo aus der Übung
und reite mein Pferd mit Zügel- und
Schenkelhilfen zwischen Bande und
dem Rind. Dies kann bedeuten, dass
ich das Pferd vom Cutten abhalten
muss, denn es wird versuchen, auf seiner parallelen Linie zu bleiben. Ich
halte also mein Pferd bewusst vom
Drehen mit dem Rind ab und reite es
dann zwischen Rind und Bande, um
so meinen Zirkel einleiten zu können. Sobald ich feststelle, dass das Pferd am
Gebiss nicht nachgibt oder nicht dem
Schenkel weicht, gehe ich weg vom
Rind, reite meine Volten, galoppiere
enge, kleinere Volten, dann wieder
größere, gebe dem Pferd ein bisschen
Zeit, „Luft zu holen“. Dann reite ich
wieder an ein Rind heran – es muss
nicht dasselbe sein, es kann auch ein
anderes Tier sein. Trainingsziel ist
zunächst, dass mein Pferd diesen Be-
wegungsablauf kennen lernt. Ein wei-
teres Ziel ist es, das Rind so einseitig
zu treiben, dass es ein schöner Zirkel
wird. Erst wenn eine Seite gut klappt, darf die andere Seite trainiert wer-
den. Möchte ich aus dem Zirkel links
herum die Seite wechseln, verlangsame
ich das Tempo, während ich um das
Rind herumreite. Eventuell nehme ich
das Pferd einen Schritt zurück (falls
nötig, das heißt, falls das Rind nicht
nach vorne wegläuft), und reite dann
in die neue Richtung nun rechts, also
auf die andere Seite des Zirkels. Pfer-
de haben eine gute und eine schlechte
Seite. Am besten fängt man mit der
besseren Seite an, da das Rind anfangs
schneller ist und das Pferd so mehr
Chance hat, dieses zu kontrollieren. Hat sich das Rind beruhigt, nehme ich
die schlechtere Seite meines Pferdes. So kann ich relativ sicher ein Aus-
brechen des Rindes aus dem Zirkel
vermeiden.
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