|
Raubtier und Beutetier als Dreamteam
Eines ist klar: Der Hund darf Mensch und Pferd erst begleiten, wenn er über
einen zuverlässigen Gehorsam verfügt und das Pferd als Familienmitglied respektiert.
Er darf seinen Menschen und natürlich auch das Pferd nicht in Gefahr
bringen. Ebenso wenig darf er andere Menschen und Tiere belästigen.
Eines darf man nicht vergessen: das Dreamteam besteht aus einem Raubund
einem Beutetier. Da bedarf es etwas Einfühlungsvermögen, diese beiden
grundverschiedenen Kreaturen zu einem Team zu verschmelzen!
Wie ein Hund lernt
Hunde lernen durch „Verknüpfen”. Dies bedeutet, dass sie ihr eigenes Verhalten
mit der Reaktion ihres Menschen verbinden. Führt der Hund einen Befehl
korrekt aus und erhält unmittelbar daraufhin ein Lob, weiß er, dass er richtig
gehandelt hat. Wiederholungen dieser Übungen führen zum Lernerfolg.
Umgekehrt wird der Hund durch energisches „Pfui” oder „Nein” zur Ordnung
gerufen, um ungewünschtes Verhalten zu sanktionieren. Wird unerwünschtes
Verhalten wie z.B. „Pferde zwicken“ ignoriert, meint der Hund, er dürfe das,
nach dem Motto: „Erlaubt ist, was nicht verboten
ist”. Erziehen heißt also reagieren!
Wichtig ist, dass der Mensch zur richtigen Zeit
konsequent und bestimmt reagiert und jedes
Mal das unerwünschte Verhalten korrigiert oder
unterbindet.
Merke: Erziehen heißt Reagieren;
sofort und konsequent!
Unerwünschtes Verhalten beim Hund muss also
von Anfang an konsequent, also immer, wenn
es auftritt, unterbunden werden. Hier wäre z.B.
zu nennen:
Pferde jagen
Pferde zwicken, wie es manchen Hütehunden
zu eigen ist (das ist oft ein echtes Problem!
Viele Hütehunde halten sich für den besseren
Pferdetrainer)
Übrigens ist nicht immer der Hund zwingend
der „Stressfaktor”. Es gibt auch Pferde, die
gelernt haben, dass man Hunde zwicken und
wunderbar von der Koppel jagen kann. Unter
dem Sattel sollten diese Pferde jedoch konsequent
daran gehindert werden und mit einem
energischen „Nein” und unbequemen Arbeitsaufträgen
merken, dass Ihr Verhalten so nicht
gewünscht ist.
Wie beim Hund gilt auch hier: Erziehen heißt
Reagieren; sofort und konsequent.
Es bietet sich an, einen jungen und oft noch
etwas stürmischen Hund mit einem gut ausgebildeten,
nervenstarken Pferd zu kombinieren
und ein junges, unerfahrenes Pferd mit einem
gut ausgebildeten Hund. Es ist dringend davon
abzuraten, zwei junge und unerfahrene Tiere zu
kombinieren. Hier entstehen zwangsläufi g Missverständnisse
zwischen den Tieren, was eine erhebliche
Unfallgefahr für alle Beteiligten birgt.
Wie in der Pferdeerziehung prägen Konsequenz
und Güte auch die Hundeerziehung, ebenso wie
positive Verstärkung, also Lob. Wir wollen einen
gut erzogenen und motivierten Hund an unserer
Seite haben, auf den Verlass ist. Wenn der
Mensch sich für seinen Hund Zeit nimmt und
mit ihm trainiert, sollte der Hund spüren, dass
die gemeinsame Beschäftigung auch dem Zweibeiner
Spaß macht! Im Regelfall ist es Freizeit,
die der Hundebesitzer gerne mit seinen Tieren
verbringt – dies sollte der Hund merken!
Wem Konsequenz manchmal schwer fällt, der
sollte sich vor Augen halten, dass eine gute
Erziehung den Hund vor ungerechter Strafe
schützt und ihm das Lernen und Leben erleichtert.
Im Übrigen ist der Hund genau wie das
Pferd von Natur aus daran gewöhnt, in klaren
hierarchischen Strukturen zu leben.
Antiautoritäre Mitbestimmungsmodelle irritieren
ihn nur und machen ihn auf Dauer unglücklich!
Die „Taskliste“
„Bodenarbeit” – für Horsemen aus der Pferdeerziehung
wohlbekannt – ist zunächst auch
beim Hund angesagt. Auf der Taskliste für Bello
steht Folgendes, bevor er mit ans Pferd darf:
Leinenführigkeit
Sitz
Platz in Verbindung mit Herankommen
Platz und Liegenbleiben als „Rettungsanker”
Freifolgen
Merke: Je besser ein Hund erzogen
ist, umso mehr Freiraum kann ihm
überlassen werden, die sein Leben
hundelebenswert machen!
Den Grundgehorsam trainieren wir spielerisch
und ohne Pferd. Bis zur Pubertät des Hundes,
die mit ca. sechs Monaten beginnt, sollte er
vollkommen ohne Zwang die wichtigsten Kommandos
kennenlernen. In der Pubertät sind alle
Kreaturen wahrscheinlich gleich: Die gute Schule
wird kurzfristig vergessen und eine Art Amnesie
schleicht sich ein. Mit häufi geren Erinnerungen,
freundlicher Konsequenz und einer Portion
Humor legt sich das aber bald wieder.
Erste Lernerfolge können beim Fahrradfahren
getestet werden. Dies bitte jedoch nicht vor
dem ersten Lebensjahr des Hundes, ggf. den
Tierarzt befragen.
Bevor es mit dem Hund gemeinsam ans Pferd
geht, muss der Hund neben dem erlernten
Grundgehorsam auch eine physiologische Konstitution
mitbringen, die ihn in die Lage versetzt,
dem Pferd zu folgen. Es soll ja allen Beteiligten
Spaß machen. Ob Bello bei warmem
Wetter dem Pferd über einen längeren Zeitraum
folgen möchte und das auch noch im Galopp,
ist zu bezweifeln. Der Hund muss also fi t und
gesund sein, lauffreudig und gehorsam.
Der (erste) Kontakt mit dem Pferd
Gerade zu Beginn der tierischen Freundschaft
ist es wichtig, dass in der gemeinsamen Zeit
keinem der beiden Vierbeiner etwas Unangenehmes
passiert, was die Beziehung trüben
könnte. Das Aufeinandertreffen unserer zwei
Freunde sollte immer stressfrei verlaufen, so
dass beide Tiere die Gegenwart des anderen positiv
verknüpfen.
Anfangs bieten sich gemeinsame Spaziergänge
an. Zu Beginn ist es empfehlenswert, dass eine
weitere Person entweder Pferd oder Hund führt.
Das Pferd darf mal grasen, der Hund bekommt
ein Leckerli. Bald merken die Tiere, dass keine
Gefahr droht, und der Hund freut sich auf das
Spazierengehen, wenn er den Partner Pferd
sieht.
Aber Achtung!: Es heißt aufzupassen, dass der
Hund in Gegenwart des Pferdes keine Negativerlebnisse
machen muss, z.B. den Kontakt mit
dem unliebsamen Koppelstromdraht. Er würde
den Stromschlag mit der Gegenwart des Pferdes
verknüpfen, und das Verhältnis wäre über
Wochen und manchmal sogar Monate von
Angst und Meideverhalten geprägt.
Merke: Sicherheit steht an erster
Stelle! Kein Risiko eingehen und
vorausschauend handeln!
Niemals:
den Hund am Sattel festbinden – auch
nicht nur ganz kurz zum Aufsteigen!
den Hund in Reichweite des Pferdes
anbinden, er muss sich immer entziehen
können!
den Hund unter dem Pferd herumlaufen
lassen.
Leinensalat zwischen Pferdebeinen anrichten
Unfälle sind oft durch vorausschauendes Handeln
vermeidbar. Der Reiter trägt hier eine große
Verantwortung.
Übung: Leinenführigkeit
v
Ob der Hund rechts oder links geführt wird, hängt vom Reiter ab.
Ist die rechte Hand die Zügelhand, bietet es sich an, den Hund auf der linken Seite auszubilden.
Eine gute Leinenführigkeit ist Voraussetzung für eine spätere gute Freifolge. Als gutes
Equipment und Arbeitsgrundlage für diese und weitere Übungen gibt es im Tierfachgeschäft
verstellbare Leinen mit einer Halsschlinge, welche einen Stopper hat – der Stopper
ist wichtig, damit die Schlinge den Hund nicht würgt. Mit solche einer „Halsband-Leine“
kann der Hund später vom Pferd aus gut an- und abgeleint werden, zudem entspricht sie
den Ausrüstungsvoraussetzungen des Regelwerks für den Turniersport.
Jetzt sind die Besitzer gefragt: Was motiviert ihren Hund? Ist er sehr verfressen, bieten
sich Leckerlis an – aber bitte etwas Besonderes und nichts, was jeden Tag in der Hundeschüssel
landet! Ich empfehle in Würfel geschnittene Schinkenwurst.
Vielleicht ist Bello aber auch unglaublich verspielt und liebt Bälle oder anderes Spielzeug,
was ihn zu Höchstleistungen animiert. Dann würde, um ein optimales Ausbildungsergebnis
zu erzielen, die Wahl eher auf so ein besonderes Spielzeug fallen. Es versteht sich von
selbst, dass der Hund kurz vor dem Training nicht gerade seine Tagesration Futter bekommt.
Nun wird der Hund an die linke Seite genommen und die Leine relativ kurz in der linken
Hand gehalten, in der rechten Hand das Leckerli oder das Spielzeug. Gebt dem Hund das
Kommando “Fuß” und gleichzeitig mit der Leine einen kleinen, vorsichtigen Ruck. Daraufhin
muss zügig losgegangen werden.
Ihr helft dem Hund, wenn das linke Bein den ersten Schritt nach vorne macht. Zeigt dem
Hund sein Spielzeug, holt ihn aber immer wieder zurück in die Position bei Fuß und wiederholt
freundlich das Hörzeichen. Bei Vor- oder Hinterherlaufen wird der Hund mit einem
kurzen Ruck an der Leine korrigiert, daraufhin muss die Leine aber sofort wieder etwas
durchhängen.
Lächelt den Hund an, motiviert ihn mitzukommen, lobt ihn! Er soll spüren, dass er das toll
macht – das motiviert unermesslich. Nach ein paar Schritten an der Leine werft ihr den
Ball (nicht zu weit, am besten in Leinenreichweite bis der Gehorsam besser ist und der
Hund den Ball sofort zurückbringt) oder gebt im Gehen ein Leckerli. Das wird immer wieder
probiert, dabei zügig gehen, mal rechts rum, mal links rum, den Hund mit den Blicken
und dem Leckerli oder dem Spielzeug locken.
Nach zehn Minuten empfehle ich eine Pause, dabei den Hund loben und ungezwungen
mit ihm spielen. Dann wird die Übung wiederholt. Weicht der Hund vom Bein ab, wird
er mit der Leine wieder mit einem kurzen Zupf herangeholt. Schaut der Hund nach links,
biegt der Mensch nach rechts ab und lockt den Hund ans Bein; das Hörzeichen “Fuß” wird
wiederholt und der Hund belohnt, wenn
er ein paar Schritte mitgelaufen ist. Bello
soll lernen, aufmerksam zu folgen,
damit er alle Kommandos auch wirklich
mitbekommt und nicht in der Gegend
herumträumt.
„Fuß” ist übrigens ein Hörzeichen, das
den Hund in die Nähe des Menschen
holen soll. Der Hund wird also niemals
gestraft, indem er z.B durch einen Hieb
vom Menschen wegdrängt wird. Die
Korrektur erfolgt immer an den Körper
heran, direkt gepaart mit Lob.
Mit der Zeit werden verschiedene Gangarten
eingebaut: langsamer Schritt,
Laufschritt, normales Tempo, Winkel,
Wendungen usw.
Jede Übungssequenz wird mit Lob, Spiel
und Leckerli beendet.
Quelle:
Kirsten Winter für westernreiter (EWU)
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter, z.B.
Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht. Zum
wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.
|