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Serie Hund und Pferd – Teil I:
Ein Dreamteam muss geformt werden
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Wer träumt nicht von einem schönen, ruhigen Galopp über ein abgemähtes, endloses Feld, begleitet vom zweiten besten Freund des Menschen: Dem Hund!? Diese Ausflüge sind einfach etwas Besonderes! Aus dieser in der Westernreiterei weit verbreiteten Verbundenheit zwischen Reiter, Pferd und Hund heraus hat sich in den vergangenen Jahren sogar eine Turnierdisziplin entwickelt:

Der Horse & Dog Trail – ein echter Publikumsmagnet, der immer beliebter wird, bei Zuschauern und Reitern. Wichtige und praktische Tipps, die helfen sollen, Bello & Co. zu gern gesehenen und sicheren Begleitern am Pferd (im Gelände und auf dem Turnier) zu machen, werden in den kommenden Ausgaben des „Westernreiter“ von Kirsten Winter vorgestellt.


 

Raubtier und Beutetier als Dreamteam

Eines ist klar: Der Hund darf Mensch und Pferd erst begleiten, wenn er über einen zuverlässigen Gehorsam verfügt und das Pferd als Familienmitglied respektiert. Er darf seinen Menschen und natürlich auch das Pferd nicht in Gefahr bringen. Ebenso wenig darf er andere Menschen und Tiere belästigen. Eines darf man nicht vergessen: das Dreamteam besteht aus einem Raubund einem Beutetier. Da bedarf es etwas Einfühlungsvermögen, diese beiden grundverschiedenen Kreaturen zu einem Team zu verschmelzen!

Wie ein Hund lernt

Hunde lernen durch „Verknüpfen”. Dies bedeutet, dass sie ihr eigenes Verhalten mit der Reaktion ihres Menschen verbinden. Führt der Hund einen Befehl korrekt aus und erhält unmittelbar daraufhin ein Lob, weiß er, dass er richtig gehandelt hat. Wiederholungen dieser Übungen führen zum Lernerfolg.

Umgekehrt wird der Hund durch energisches „Pfui” oder „Nein” zur Ordnung gerufen, um ungewünschtes Verhalten zu sanktionieren. Wird unerwünschtes Verhalten wie z.B. „Pferde zwicken“ ignoriert, meint der Hund, er dürfe das, nach dem Motto: „Erlaubt ist, was nicht verboten ist”. Erziehen heißt also reagieren! Wichtig ist, dass der Mensch zur richtigen Zeit konsequent und bestimmt reagiert und jedes Mal das unerwünschte Verhalten korrigiert oder unterbindet.

Merke: Erziehen heißt Reagieren; sofort und konsequent!

Unerwünschtes Verhalten beim Hund muss also von Anfang an konsequent, also immer, wenn es auftritt, unterbunden werden. Hier wäre z.B. zu nennen:  Pferde jagen
 Pferde zwicken, wie es manchen Hütehunden zu eigen ist (das ist oft ein echtes Problem! Viele Hütehunde halten sich für den besseren Pferdetrainer)


Übrigens ist nicht immer der Hund zwingend der „Stressfaktor”. Es gibt auch Pferde, die gelernt haben, dass man Hunde zwicken und wunderbar von der Koppel jagen kann. Unter dem Sattel sollten diese Pferde jedoch konsequent daran gehindert werden und mit einem energischen „Nein” und unbequemen Arbeitsaufträgen merken, dass Ihr Verhalten so nicht gewünscht ist.

Wie beim Hund gilt auch hier: Erziehen heißt Reagieren; sofort und konsequent. Es bietet sich an, einen jungen und oft noch etwas stürmischen Hund mit einem gut ausgebildeten, nervenstarken Pferd zu kombinieren und ein junges, unerfahrenes Pferd mit einem gut ausgebildeten Hund. Es ist dringend davon abzuraten, zwei junge und unerfahrene Tiere zu kombinieren. Hier entstehen zwangsläufi g Missverständnisse zwischen den Tieren, was eine erhebliche Unfallgefahr für alle Beteiligten birgt.

Wie in der Pferdeerziehung prägen Konsequenz und Güte auch die Hundeerziehung, ebenso wie positive Verstärkung, also Lob. Wir wollen einen gut erzogenen und motivierten Hund an unserer Seite haben, auf den Verlass ist. Wenn der Mensch sich für seinen Hund Zeit nimmt und mit ihm trainiert, sollte der Hund spüren, dass die gemeinsame Beschäftigung auch dem Zweibeiner Spaß macht! Im Regelfall ist es Freizeit, die der Hundebesitzer gerne mit seinen Tieren verbringt – dies sollte der Hund merken!

Wem Konsequenz manchmal schwer fällt, der sollte sich vor Augen halten, dass eine gute Erziehung den Hund vor ungerechter Strafe schützt und ihm das Lernen und Leben erleichtert. Im Übrigen ist der Hund genau wie das Pferd von Natur aus daran gewöhnt, in klaren hierarchischen Strukturen zu leben. Antiautoritäre Mitbestimmungsmodelle irritieren ihn nur und machen ihn auf Dauer unglücklich!

Die „Taskliste“

„Bodenarbeit” – für Horsemen aus der Pferdeerziehung wohlbekannt – ist zunächst auch beim Hund angesagt. Auf der Taskliste für Bello steht Folgendes, bevor er mit ans Pferd darf:
 Leinenführigkeit
 Sitz
 Platz in Verbindung mit Herankommen
 Platz und Liegenbleiben als „Rettungsanker”
 Freifolgen

Merke: Je besser ein Hund erzogen ist, umso mehr Freiraum kann ihm überlassen werden, die sein Leben hundelebenswert machen!

Den Grundgehorsam trainieren wir spielerisch und ohne Pferd. Bis zur Pubertät des Hundes, die mit ca. sechs Monaten beginnt, sollte er vollkommen ohne Zwang die wichtigsten Kommandos kennenlernen. In der Pubertät sind alle Kreaturen wahrscheinlich gleich: Die gute Schule wird kurzfristig vergessen und eine Art Amnesie schleicht sich ein. Mit häufi geren Erinnerungen, freundlicher Konsequenz und einer Portion Humor legt sich das aber bald wieder.

Erste Lernerfolge können beim Fahrradfahren getestet werden. Dies bitte jedoch nicht vor dem ersten Lebensjahr des Hundes, ggf. den Tierarzt befragen.

Bevor es mit dem Hund gemeinsam ans Pferd geht, muss der Hund neben dem erlernten Grundgehorsam auch eine physiologische Konstitution mitbringen, die ihn in die Lage versetzt, dem Pferd zu folgen. Es soll ja allen Beteiligten Spaß machen. Ob Bello bei warmem Wetter dem Pferd über einen längeren Zeitraum folgen möchte und das auch noch im Galopp, ist zu bezweifeln. Der Hund muss also fi t und gesund sein, lauffreudig und gehorsam.

Der (erste) Kontakt mit dem Pferd

Gerade zu Beginn der tierischen Freundschaft ist es wichtig, dass in der gemeinsamen Zeit keinem der beiden Vierbeiner etwas Unangenehmes passiert, was die Beziehung trüben könnte. Das Aufeinandertreffen unserer zwei Freunde sollte immer stressfrei verlaufen, so dass beide Tiere die Gegenwart des anderen positiv verknüpfen.

Anfangs bieten sich gemeinsame Spaziergänge an. Zu Beginn ist es empfehlenswert, dass eine weitere Person entweder Pferd oder Hund führt. Das Pferd darf mal grasen, der Hund bekommt ein Leckerli. Bald merken die Tiere, dass keine Gefahr droht, und der Hund freut sich auf das Spazierengehen, wenn er den Partner Pferd sieht.

Aber Achtung!: Es heißt aufzupassen, dass der Hund in Gegenwart des Pferdes keine Negativerlebnisse machen muss, z.B. den Kontakt mit dem unliebsamen Koppelstromdraht. Er würde den Stromschlag mit der Gegenwart des Pferdes verknüpfen, und das Verhältnis wäre über Wochen und manchmal sogar Monate von Angst und Meideverhalten geprägt. Merke: Sicherheit steht an erster Stelle! Kein Risiko eingehen und vorausschauend handeln!

Niemals:

 den Hund am Sattel festbinden – auch nicht nur ganz kurz zum Aufsteigen!
 den Hund in Reichweite des Pferdes anbinden, er muss sich immer entziehen können!
 den Hund unter dem Pferd herumlaufen lassen.
 Leinensalat zwischen Pferdebeinen anrichten Unfälle sind oft durch vorausschauendes Handeln vermeidbar. Der Reiter trägt hier eine große Verantwortung.


Übung: Leinenführigkeit

v Ob der Hund rechts oder links geführt wird, hängt vom Reiter ab. Ist die rechte Hand die Zügelhand, bietet es sich an, den Hund auf der linken Seite auszubilden. Eine gute Leinenführigkeit ist Voraussetzung für eine spätere gute Freifolge. Als gutes Equipment und Arbeitsgrundlage für diese und weitere Übungen gibt es im Tierfachgeschäft verstellbare Leinen mit einer Halsschlinge, welche einen Stopper hat – der Stopper ist wichtig, damit die Schlinge den Hund nicht würgt. Mit solche einer „Halsband-Leine“ kann der Hund später vom Pferd aus gut an- und abgeleint werden, zudem entspricht sie den Ausrüstungsvoraussetzungen des Regelwerks für den Turniersport.

Jetzt sind die Besitzer gefragt: Was motiviert ihren Hund? Ist er sehr verfressen, bieten sich Leckerlis an – aber bitte etwas Besonderes und nichts, was jeden Tag in der Hundeschüssel landet! Ich empfehle in Würfel geschnittene Schinkenwurst.

Vielleicht ist Bello aber auch unglaublich verspielt und liebt Bälle oder anderes Spielzeug, was ihn zu Höchstleistungen animiert. Dann würde, um ein optimales Ausbildungsergebnis zu erzielen, die Wahl eher auf so ein besonderes Spielzeug fallen. Es versteht sich von selbst, dass der Hund kurz vor dem Training nicht gerade seine Tagesration Futter bekommt. Nun wird der Hund an die linke Seite genommen und die Leine relativ kurz in der linken Hand gehalten, in der rechten Hand das Leckerli oder das Spielzeug. Gebt dem Hund das Kommando “Fuß” und gleichzeitig mit der Leine einen kleinen, vorsichtigen Ruck. Daraufhin muss zügig losgegangen werden.

Ihr helft dem Hund, wenn das linke Bein den ersten Schritt nach vorne macht. Zeigt dem Hund sein Spielzeug, holt ihn aber immer wieder zurück in die Position bei Fuß und wiederholt freundlich das Hörzeichen. Bei Vor- oder Hinterherlaufen wird der Hund mit einem kurzen Ruck an der Leine korrigiert, daraufhin muss die Leine aber sofort wieder etwas durchhängen.

Lächelt den Hund an, motiviert ihn mitzukommen, lobt ihn! Er soll spüren, dass er das toll macht – das motiviert unermesslich. Nach ein paar Schritten an der Leine werft ihr den Ball (nicht zu weit, am besten in Leinenreichweite bis der Gehorsam besser ist und der Hund den Ball sofort zurückbringt) oder gebt im Gehen ein Leckerli. Das wird immer wieder probiert, dabei zügig gehen, mal rechts rum, mal links rum, den Hund mit den Blicken und dem Leckerli oder dem Spielzeug locken.

Nach zehn Minuten empfehle ich eine Pause, dabei den Hund loben und ungezwungen mit ihm spielen. Dann wird die Übung wiederholt. Weicht der Hund vom Bein ab, wird er mit der Leine wieder mit einem kurzen Zupf herangeholt. Schaut der Hund nach links, biegt der Mensch nach rechts ab und lockt den Hund ans Bein; das Hörzeichen “Fuß” wird wiederholt und der Hund belohnt, wenn er ein paar Schritte mitgelaufen ist. Bello soll lernen, aufmerksam zu folgen, damit er alle Kommandos auch wirklich mitbekommt und nicht in der Gegend herumträumt.

„Fuß” ist übrigens ein Hörzeichen, das den Hund in die Nähe des Menschen holen soll. Der Hund wird also niemals gestraft, indem er z.B durch einen Hieb vom Menschen wegdrängt wird. Die Korrektur erfolgt immer an den Körper heran, direkt gepaart mit Lob.

Mit der Zeit werden verschiedene Gangarten eingebaut: langsamer Schritt, Laufschritt, normales Tempo, Winkel, Wendungen usw.

Jede Übungssequenz wird mit Lob, Spiel und Leckerli beendet.


Quelle:
Kirsten Winter für westernreiter (EWU)


Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,

z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
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