Dr.agr. Dr.agr. habil.
Ines von Butler-Wemken
ist Expertin
für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum.
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Bereits im Jahr 2003 wurde
das Hauptgen für die Appaloosa Scheckung (auch Tigerscheckung,
Leopard Komplex genannt) von Dr. Rebecca Terry-Bellone molekulargenetisch
aufgedeckt. Die Leopard Scheckung ist Zuchtziel im Appaloosa und
beim Pony of the Americas. Sie findet sich aber auch in anderen
Pferderassen, zum Beispiel im Knabstrupper und im Noriker. Das
LP „Master Gen“ TRPM1 liegt auf dem Pferde Chromosom
1. Es reguliert einen zentralen Stoffwechselvorgang. Bei Doppelgenträgern
wirkt es sich so nicht nur auf die Haarpigmentierung, sondern
zusätzlich auch auf die Netzhaut der Pferde aus. Die Folge
ist eine Nachtblindheit bei allen Lp Doppelgenträgern.
Leopard Master Gen und weitere Erbanlagen
Der Erbgang für die Leopard Scheckung ist „unvollständig“
dominant. Lp muss immer vorhanden sein, damit eine Scheckung entstehen
kann, doch nicht jeder Lp Genträger zeigt die Scheckung dann
auch äußerlich auf. Die eigentliche, sichtbare Ausprägung
der am Pferdekörper meist symmetrisch angelegten Scheckung,
wobei die Rückenlinie der Pferde hier der Trennbereich ist,
wird bei jedem Einzeltier von weiteren Erbanlagen und auch von
Umwelteinflüssen deutlich modifiziert. Die Zeichnung zeigt
daher innerhalb Rassen eine sehr starke Variation und kann nicht
mehr mit einem einfachen mendelschen Erbgang erklärt werden.
Die Pferde werden in der Praxis meist in verschiedene Farb-Klassen
unterteilt, die aber ineinander übergehen und so wenig exakte
Rückschlüsse auf den tatsächlich vorhandenen Genbestand
beim Einzeltier zulassen. Leopard, Few-Spot, Snowcap, Spotted
Blanket, Varnish Roan und Snowflake sind nur einige der Bezeichnungen
zum Beispiel beim Appaloosa und Pony of the Americas. Die Mehrzahl
der Nachkommen gruppiert sich dabei zwischen den Elterntypen,
aber einige Nachkommen werden im Vergleich zur Elterngeneration
auch deutlich dunkler und deutlich heller auftreten. Die Farbvariation
entsteht in Kombination von LP mit weiteren modifizierenden Erbanlagen,
der „PATN gene familiy“ (PATN=Pattern), wie sie von
den US Wissenschaftlern genannt werden. Die PATN Erbanlagen beruhen,
soweit überhaupt schon bekannt, auf einer Vielzahl von Erbanlagen
die wahrscheinlich verschieden stark additiv wirken und zusätzlich
untereinander auch komplizierte Wechselwirkungen eingehen können.
Grundfarbe, Sabinoerbanlagen, das Alter und das Geschlecht der
Pferde haben weitere Wirkung auf die sichtbaren äußerlichen
Ausprägungen.
Der Doppelgenträger
meist ohne Spots
LP aktiviert die PATN Gene und diese zusätzlichen Erbanlagen
bestimmen dann das eigentliche äußere Erscheinungsbild,
den Phänotyp bei jedem Pferd. Pferde mit zwei LP Erbanlagen,
die Homozygoten, haben interessanterweise keine oder nur sehr
wenige Leopard Spots. Das fast weiße Pferd ist so immer
ein LP-Doppelgenträger, je nach Auftreten wird er zum Beispiel
beim Appaloosa auch „Few Spot Leopard“ oder „Snow
Cap Blanket“ genannt. Für die eigentlichen Leopard
Schecken, die stets einen hohen Anteil weißer Bezirke mit
kleinen pigmentierten Bezirken im Deckhaar tragen, haben die Wissenschaftler
ein weiteres Hauptgen mit dominanter Wirkung, das PATN1 Gen, gefunden.
Es liegt auf Chromosom drei des Pferdes. Nach heutigem Kenntnisstand
reicht die Gen-Kombination LP und PATN1 bei einem Pferd aus, um
den Leopard-Typ (Tigerschecken) nicht nur beim Appaloosa, sondern
auch in anderen Pferderassen hervorzurufen. Die weitere Variation
wird von der Anzahl und der Wechselwirkung zusätzlicher,
bisher nicht eindeutig identifizierter Erbanlagen in einer Rasse
bestimmt. Leopards zum Beispiel sind regelmäßig Einzelgenträger
für Lp und PATN-1, während die Few Spot Leopards das
Lp Gen in Kombination mit PATN1 doppelt tragen. Blankets fehlt
PATN1, sie sind Einzelgenträger für Lp und Nichtträger
für PATN-1.
Nachtblindheit CSNB, immer beim LP Doppelgenträger
Neuere Studien, die im Januar 2009 veröffentlicht wurden
zeigen, dass LP Doppelgenträger immer von der Nachtblindheit
CSNB (Cogenital Stationary Night Blindness) betroffen sind. Die
Nachtblindheit wird direkt von den beiden LP Erbanlagen bei den
homozygoten Genträgern ausgelöst. CSNB kann sehr verschieden
auftreten, von geringer bis zur vollständigen Nachtblindheit
betroffener Pferde und wird in der Praxis meist nicht als besondere
Behinderung für die Pferde angesehen. Bei LP Einzelgenträgern
wurde CSNB bisher nicht nachgewiesen. Das Auftreten von CSNB lässt
sich in der nächsten Fohlengeneration züchterisch umgehen,
wenn keine Doppelgenträger entstehen können, LP Einzelgenträger
also nicht miteinander und auch nicht mit den weißen LP
Doppelgenträgern verpaart werden. Um alle Träger für
das Leopard Mastergen vor einer Verpaarung eindeutig aufzudecken
zu können ist ein Gentest notwendig. Dieser steht der Praxis
bis heute noch nicht zur Verfügung.
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gerne weiter,
z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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