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Gastkommentar: Quo vadis Westernreiten?
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Am Samstag beginnt die Equitana. Sie ist einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg des Westernreitens in Europa in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Doch dieser Boom liegt nun hinter uns, längst wurden Themen wie "Horsemanship" oder "Spaß am Reiten" von anderen und etablierten Reitweisen wieder belegt.

Zeit also, sich kritisch mit dem Status Quo des Westernreitens auseinander zu setzen. Dazu ein Gastkommentar von Maik Bartmann und Reinhard "Hardy" Oelke, der in der Zeitschrift Western Horse erscheinen ist.

13. März: Aktuelle Lesermeinungen im w!.com-Forum und auf facebook

Auf ausnahmslose Zustimmung stösst bei den w!.com-Lesern das Statement von Maik Bartmann. "Vielen Dank für diese Worte, Maik!", "Habe mich sehr über den Bericht gefreut", "Danke!!! Diesen Artikel kann ich zu 100% unterschreiben!" sind nur drei von vielen Reaktionen auf unsere Veröffentlichung.
Meinungen im w!.com-Leserforum
Meinungen in der w!.com-Gruppe auf facebook

Der Gastkommentar

"Die Idealisten von einst sind besorgt, manche haben sich sogar wieder abgewandt vom Westernreiten. Doch die, die nichts anderes kennen, machen munter weiter, steigern sich möglichst sogar in ihrem Tun und haben für die Mahner nur ein mitleidiges Lächeln. Dass auch die konventionelle Reiterei ihre Probleme hat, kann uns nicht trösten – wir müssen unsere eigenen selber lösen.


Maik Bartmann ist AQHA-, NRHA-, FEI- und NRCHA-Judge und ist nicht selten in der Situation, keinen wahren Champion küren zu können, sondern das kleinere unter einer Reihe von Übeln wählen zu müssen.

Kaum jemand würde bestreiten wollen, dass das Niveau auf Westernturnieren gestiegen ist, dass wir heute die sprichwörtlichen „Lichtjahre“ entfernt sind von dem, was auf den ersten Turnieren Anfang des letzten Jahrhunderts zu sehen war. Selbst sozusagen auf halber Strecke, etwa bei der Gründung der NRHA, als sich zum Beispiel Reining bereits als Spezialdisziplin herauskristallisiert hatte, oder sagen wir in den 1980er Jahren, als sich die NRHA Futurity bereits etabliert hatte - selbst da waren die Leistungen bei weitem noch nicht so geschliffen wie heute.

Und kaum jemand würde widersprechen wollen, wenn behauptet wird, dass die Qualität der Western Pleasure-Pferde bezüglich der Bewegungen im Durchschnitt deutlich höher liegt als vor, sagen wir, 30 Jahren. Aber bedeutet das auch, dass wir auf der ganzen Linie eine positive Entwicklung verzeichnen können?

Wenn es um negative Auswüchse geht, müssen meistens die Pleasure-Pferde herhalten. Und nicht zu Unrecht – diese Spezialdisziplin hat sich in einer Weise entwickelt, dass kaum einer der darin Involvierten noch einen Bezug zur Normalität mehr zu haben scheint.
Worin zeigt sich das? Es kann daran erkannt werden, dass auch eine Klasse von hocherfolgreichen Pleasure-Pferden absolutes Unverständnis und sogar Abscheu bei jemandem hervorruft, der noch nie eine Pleasure gesehen hat.

Ein gestandener Pferdemann, der Pferde in allen möglichen Bereichen kennt, von der klassischen Dressur über den Fahr- und Springsport, Hirtenreiten, Trekkingreiten usw., wird ungläubig gucken, wenn er zum ersten Mal eine Pleasure sieht und wird sie für einen schlechten Witz halten.



„Ich möchte bestimmt nicht alle Pleasure-Reiter über einen Kamm scheren“, sagt Maik Bartmann, AQHA, NRHA, FEI und NR­CHA Judge. „Aber die Disziplin braucht nach wie vor entscheiden­de Verbesserungen. Viele Pferde würden viel besser aussehen, wenn sie mit etwas mehr Vorwärtsbewegung und Raumgriff laufen würden!“

Keine Frage, es gibt jene geborenen Pleasure-Pferde, jene super Beweger. Aber was die Disziplin runterzieht, sind die vielen anderen, die künstlich auf etwas getrimmt werden, das ihnen von Natur aus nicht gegeben ist, und die darum im Viertakt laufen, schräg oder schaukelnd galoppieren, den Kopf rauf und runter schwingen, apathisch vorgestellt werden usw.

Das Westernreiten – einst als die pferdefreundlichere Methode eingeführt – ist im Begriff, sein positives Image zu verlieren. Das „reiten“ in „Westernreiten“ ist im Begriff, durch Abrichten ersetzt zu werden. Es werden Show-Automaten trainiert. Man spricht auch ungeniert von „Knöpfen“, die eingebaut werden und die man eben kennen und bedienen muss, um diese oder jene Leistung eines Pferdes abrufen zu können. Reiterliche Einwirkungen, reiterliche Prinzipien geraten in Vergessenheit, sind unpopulär.

Warum kann sich all das durchsetzen? Wenn Leute damit gewinnen, wird es kopiert. Und da liegt es in der menschlichen Natur, dass die meisten nicht anstreben, jene Meister zu kopieren, die solide und mit unmerklichen Hilfen reiten, sondern lieber je­ne, die es mit Rupfen und Stechen schaffen, aufs Podest zu kommen. Finesse ist schwer zu verstehen und noch schwerer zu erreichen. Grobe Hilfen sind leicht zu verstehen und anzuwenden…

Aber warum kann man damit gewinnen? Weil die Richter es in der Show Arena nicht ohne weiteres erkennen, dass ein Pferd mit groben Mitteln eingeschüchtert wurde. Aber auch, weil sie sich oft genug nicht an die Regeln halten, weil sie oft genug in ihrem Nicht-Richter-Alltag als Trainer selber zu den Rupfern und Stechern gehören. Und eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Es ist aber sicher auch nicht immer einfach für die Richter:

„Ich hatte unlängst noch wieder ein Schlüsselerlebnis, als ich eine große internationale Reining gerichtet hatte“, erzählt Maik Bartmann. „Da war dieser Ritt, der in allen Manövern technisch besser war als alle anderen. Ich habe ihn gewinnen lassen, wie meine Kollegen auch. Aber dann habe ich mich gefragt: War das richtig? Das Pferd hatte zwar alles super gemacht, aber es hatte seinen Stress, seine Misslaunigkeit durch alles ausgedrückt, das ihm zur Verfügung stand – das Maul verkniffen, die Ohren so angelegt, dass sie fast nicht mehr zu sehen waren, und der Schweif – nach ja, wir wissen ja alle, was man gegen Schweifschlagen tun kann. Ich musste mich auf den ‘A. General’ besinnen, die Grundregel der NRHA. Da ist die Rede von ‘willingly guided’, dass sich das Pferd also willig führen lassen soll, es ist die Rede davon, dass Plus für die Einstellung des Pferdes gegeben werden soll (wenn diese positiv ist), da ist die Rede von ‘pleasing to watch’, also davon, dass es schön anzusehen sein soll. Da muss man sich fragen, ob es wirklich schön anzusehen ist, wenn ein Pferd so deutlich sein Unbehagen zeigt, ob das Spektakuläre der Manöver Priorität haben darf über die Willigkeit, Feinheit und Eleganz, welche die Regel offensichtlich anstrebt.“

Im Reining kann man grob zwei Richtungen unterscheiden, diejenigen, die Reining „kämpfen“, und diejenigen, die Reining zelebrieren. Der seit längerem erfolgreichste Reining-Reiter und Trainer der Welt, Shawn Flarida, erreitet seine Siege, indem er unauffällig und weitgehend still im Sattel sitzt, kaum etwas mit der Zügelhand macht und generell den Eindruck vermittelt, dass er den Ritt genießen kann.
Wird er allerorts kopiert? Nein. Es gibt überhaupt nur ganz wenige, die ähnlich showen. Stattdessen wird versucht, ihn mit noch konsequenterem Hauen und Treten zu schlagen. Die meisten versuchen, mit aggressivem Showen zu gewin­nen, mit Zupfen und Rupfen und Klopfen…

„Ich weiß noch gut, wie Shawn 2002 mit Wimpys Little Step die Futurity gewonnen hat“, sagt Maik Bartmann. „Das war eine Offenbarung. Seit damals hat sich nicht mehr wirklich Entscheidendes getan.“

Er erinnert sich an eine Futurity in Amerika, die für ihn zu einem Aha-Erlebnis wurde, für die Zuschauer aber nur bedingt:

„Es war nach dem Non-Pro Go round. Wir hatten einen Run gesehen, der von den Manövern her, vom Technischen her, eigentlich durchgehend im Plusbereich gewesen war. Das Publikum hatte mit Beifall nicht gespart. Aber wenn man den ‘A. General’ zugrunde legte, war es eben doch kein wirklich guter Ritt, weil es nicht ‘pleasing to watch’ war, weil das Pferd sehr gestresst ausgesehen hatte, nicht willig arbeitete, sondern weil es sich nicht aufzumucken traute. Dies wurde genauso in der anschließenden Richterbesprechung angesprochen, uns wurde explizit nahegelegt, den ‘A General’ anzuwenden und alle Ritte regelkonform zu bewerten.

Im Finale hatten wir dann das gleiche Bild, eher noch etwas ausgeprägter. Das Publikum war begeistert und rechnete anscheinend mit einer Score um die 220. Aber was dabei herauskam, war eine 210,5 oder so – und die Zuschauer schienen ratlos. Aber niemand buhte, da alle fünf Richter zum gleichen Ergebnis gekommen waren. Es zeigt, dass sich da etwas verändert hat in der Wahrnehmung und der Zielsetzung. Aber der ‘A. General’ gilt, und ich finde, zu recht. Wir wollen keine Roboter sehen, die ohne Rücksicht auf ihre Gefühle abgerichtet wurden. ‘Willingly guided’ und ‘pleasing to watch’ wird hoffentlich immer die Richtschnur bleiben.

Auf der letzten Breeders Futurity saß Maik mit Kay Wienrich zusammen auf der Tribüne, und die beiden hatten nur für sich selbst mitgerichtet.

„Da war in der Hackamore/Snaffle Bit der Ritt eines deutschen Trainerkollegen, den wir gut fanden – nicht übermäßig spektakulär, aber mit leichter Zügelführung, ein Pferd, das sich nicht ‘in die Brust biss’, das ungestresst aussah, willig mitmachte, ohne Fehler lief und generell den Eindruck machte, als sei noch Luft nach oben, als wäre es weder an seiner Leistungsgrenze angelangt, noch an seine derzeitige maximale Leistungsgrenze gepusht worden“, erzählt Maik. „Wir guckten uns an und meinten, dass es eigentlich eine Score um 220 bekommen müsse, rechneten aber mehr oder weniger damit, dass es deutlich drunter blieb, weil der Ritt nicht so spektakulär war wie der eine oder andere sonst. Umso größer meine Freude, dass die Score tatsächlich 220 oder etwas mehr war, dass die Richterkollegen es genauso gesehen hatten!

Es liegt nicht immer nur an den Richtern, manchmal sind wir in der Situation, bei Kandidaten eine Rangfolge zu bestimmen, die uns alle nicht überzeugen… So ist es auch bei der Pleasure. Über kaum eine andere Klasse wird im Regelbuchausschuss so viel diskutiert. Immer wieder werden neue Regelvarianten gefunden und in Kraft gesetzt – ohne wirklich durchschlagenden Erfolg.
Warum? Weil die Teilnehmer zum Teil eine falsche Vorstellung davon haben, was wir Richter sehen wollen, und zum großen Teil, weil viele ihre Pferde in eine Rolle zwingen wollen, die sie nicht ausfüllen können.

Viele meinen immer noch, je langsamer, desto besser. Nein: Wenn man extended jog verlangt, bekommt man oft Bilder zu sehen, bei denen man sich wünscht, die Pferde wären die ganze Zeit so geshowt worden…

Es gibt gute Beweger, wie sie in der Pleasure-Klasse vorherrschen sollten. Aber sie stellen leider nur einen kleinen Prozentsatz dar. Das Gros der Teilnehmer stellt Pferde vor, die mit großem Aufwand langsamer und immer langsamer gemacht wurden, dies aber von Natur aus gar nicht leisten können und dementsprechend unschön aussehen.“

Generell wünscht sich Maik Bartmann, dass in der Westernturnier-Szene die Pferde wieder mehr trainiert und weniger dres­siert werden.

„Wir betreiben einen fantastischen Sport zusammen mit unseren Pferden und sollten alles daran setzen, ihn auch nach außen so zu präsentieren“, sagt er. „Nur dann können wir auch weiterhin neue Freunde dafür begeistern.“


Mehr dazu
Training the Western Pleasure Horse" by Hardy Oelke






Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,

z.B. Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den Bereich Reining.
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Quelle Western Horse/ wittelsbuerger.com



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